Tipps

Wie bei vielen menschlichen Problemen, gibt es auch hier aus meiner Sicht keine “Patentlösung”. Es gibt aber eine Menge nützlicher Hinweise und Ideen, die man ausprobieren kann, um eine individuelle Lösung für den Umgang mit dem eigenen Aufschiebeverhalten zu finden. Die folgenden Tipps stammen aus Gesprächen mit Menschen über das Thema und aus Literatur zum Thema.

Das eigene Verhalten verstehen

Die Gründe für das Aufschieben sind vielfältig. Bei jedem Menschen kann bei verschiedenen Anlässen etwas anderes dahinter stehen. Beobachten Sie einmal, was Sie aufschieben, wann und wie es Ihnen dabei geht. Dies kann wertvolle Ansatzpunkte liefern, um neue Lösungen zu finden. Wenn Sie z. B. feststellen, dass Sie eine Aufgabe aufschieben, weil Sie Angst davor haben, sich zu blamieren, können Sie andere Lösungen suchen, dies zu verhindern. Vielleicht stellen Sie auch fest, dass Sie sich überfordert fühlen, weil Ihnen schlichtweg Handwerkszeug fehlt. Dann überlegen Sie: Wo kann ich das Fehlende bekommen?

Zeitmanagement und Planung

Es ist wichtig, die eigene Zeit realistisch einschätzen zu können. Viele Menschen haben Schwierigkeiten damit. Es kann helfen, eine Weile einen Wochenplan zu führen, um herauszufinden, wie man die eigene Zeit verbringt, wo Zeitfresser lauern und wo es Optimierungsbedarf gibt. Außerdem kann eine solche Ist-Zeit-Erfassung helfen zu sehen, wie viel freie Zeit überhaupt für die Erledigung von Aufgaben zur Verfügung steht. Häufig vergisst man, dass regelmäßig viel Zeit für feste Aktivitäten “verbraucht” wird, wie schlafen, essen, Körperpflege, Fahrtzeiten, regelmäßige Termine usw.
Bei der Planung der nächsten Zeit sollte man daher die bereits feststehenden Termine und Zeiten als erstes Eintragen, um ein realistisches Bild der zur Verfügung stehenden Zeit zu haben. Anschließend kann es gut tun, zunächst Freizeit einzuplanen. Diese unterteilt die Woche in “erträgliche Abschnitte”, was besonders bei Stresszeiten wichtig ist, um Kraft und Motivation zu erhalten. Außerdem hat man so immer kleine Belohnungen in Aussicht, auf die man hinarbeiten kann.
Zeitmanagement-Ratgeber empfehlen, höchstens vier bis fünf Stunden “produktive” Zeit pro Tag einzuplanen. Die übrige Arbeitszeit wird meist für Routinearbeiten wie Emails und Telefonate, Ablage oder auch Besprechungen verbraucht. Zudem kann so gut wie niemand acht Stunden “am Stück” produktiv sein, es braucht regelmäßige Pausen.
Darüber hinaus neigen wir meist dazu, die Dauer für die Bearbeitung von Aufgaben zu unterschätzen, so dass es sich empfiehlt, die 2,5fache Zeit für Aufgaben zu veranschlagen, die man eigentlich einplanen würde.

Damit dies nicht zu weiterem Verschleppen führt, und vor allem auch dann, wenn es keinen Endtermin von außen gibt, hilft es häufig, sich selbst einen Termin und auch Zwischentermine für Etappenziele zu setzen. Wenn es einen festen Endtermin gibt, lohnt es sich, einen eigenen Vor-Termin zu setzen, um nicht bis zur letzten Minute unter Hochspannung zu arbeiten, und damit es noch genügend Zeit für letzte Abschlussarbeiten gibt oder auch Puffer für z.B. technische Probleme.

Prioritäten setzen

So gut wie niemand kann alles gleichzeitig erfüllen, was täglich an ihn herangetragen wird. Die Aufgabenfülle ist häufig zu hoch. Also muss man sich entscheiden, was das Wichtigste ist. Dies sind nicht immer die Aufgaben, die am dringlichsten scheinen, manchmal drängeln sich Aufgaben vor, die eigentlich in die zweite Reihe gehören. Oder Aufgaben, die aufgrund ihrer positiven Chancen oder auch Gefahren bei nicht Fertigstellung eigentlich Top-Priorität haben sollten, fallen weit nach hinten, weil sie noch nicht dringlich genug sind. Diesen sollte man daher rechtzeitig Zeit einräumen. Manchmal reichen schon wenige Minuten pro Tag kontinuierlicher Arbeit an einem Projekt, um es stressfrei zu bearbeiten.

Den eigenen Anspruch überprüfen

Wenn Sie zu Perfektionismus neigen, kann dies auch ein Grund für Aufschiebeverhalten sein. Wenn man davon ausgeht, dass eine Aufgabe perfekt erledigt werden muss, um erfolgreich zu sein, kann das die Erledigung bremsen, weil Ängste entstehen. Und ehrlich: Was kann man schon perfekt machen und wer oder was auf dieser Welt ist schon perfekt? Häufig reichen 80 % für die Zielerreichung schon aus.

Zudem lohnt es evtl. zu überprüfen, ob wirklich alles erledigt werden muss, was Sie auf Ihrer Liste haben. Gibt es vielleicht etwas, das Sie abgeben können? Oder einfach nicht erledigen? Es kann entlastend sein, sich bewusst gegen eine Aufgabe zu entscheiden, anstatt sich monate- oder sogar jahrelang damit zu quälen, dass man diese vor sich herschiebt.

Einfach anfangen

Anstatt darauf zu warten, dass die Lust sich schon irgendwann einstellen wird, die richtige Stimmung noch kommt oder alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, ist es häufig gut, einfach mit einem Projekt zu beginnen. Während der Bearbeitung ergeben sich viele Lösungen, die man zuvor krampfhaft gesucht hat, von selbst. Und mit jedem Stück, das erledigt ist, kann die die Zuversicht wachsen, das Projekt zu schaffen, und das Gefühl, man müsse einen Berg mit einem Schritt besteigen, verringert sich.

Wem es ganz schwer fällt, sich an die Aufgabe zu setzen, kann versuchen, ob es ihm gelingt, eine Viertel- oder halbe Stunde durchzuhalten. Man kann hierfür eine Eieruhr stellen und konsequent sein bestes versuchen, bis sie klingelt. Auf diese Weise kann man auch ein großes Projekt in kleinen Häppchen erledigen. Wenn Sie an der Arbeit in der Zwischenzeit Spaß gefunden haben: Prima! Arbeiten Sie weiter, so lange Sie mögen. Bei Hausarbeit eignen sich z.B. auch Werbepausen: Wenn der Film vorbei ist, ist vielleicht der Abwasch erledigt oder die Wäsche aufgehängt…

Großen Projekten sollte man regelmäßig, am besten täglich, wenigstens ein kleines Zeitfenster einräumen. So vermeidet man immer wieder mühseliges Einarbeiten, weil man alles vergessen hat, was bisher erarbeitet wurde. Nebenbei kann das Unterbewusstsein an den Problemen arbeiten, die Nachdenken erforderlich machen. Vor allem kreative Arbeit braucht Zeit zum Reifen.

Aufschiebe-Energie nutzen

Wenn Sie an eine Aufgabe gerade so gar nicht herankommen, versuchen Sie doch mal, diese Energie des Aufschiebens für eine andere unliebsame Aufgabe zu nutzen! Häufig verlieren ansonsten unangenehme Aufgaben viel von ihrem Schrecken, wenn es etwas noch unangenehmeres zu tun gibt. Anstatt dann im Internet zu surfen oder ein Computerspiel zu spielen können Sie vielleicht etwas anderes von der Liste erledigen, was Sie dann nicht weiter vor sich her schieben müssen. Natürlich nur im Rahmen, so dass die eigentliche Aufgabe auch noch dran kommt. 🙂

 

Gut für sich selbst sorgen und sich das Leben leichter machen

Wichtig ist es, sich selbst gut zu kennen und gut zu behandeln. Manchmal verwechselt man Aufschieben mit einer zu großen Fülle von Aufgaben. Alle Leistungsfähigkeit hat ihre Grenzen. Wenn Sie ständig viel arbeiten und dennoch das Gefühl haben, nicht hinterher zu kommen und Dinge aufzuschieben, nehmen Sie sich vielleicht regelmäßig zu viel vor. Hier kann es helfen, einmal alles aufzulisten, was Sie so “auf dem Zettel” haben und einen Wochenplan zu führen, um zu sehen, wie viel Zeit für alle diese Projekte zur Verfügung steht. Wenn ein wichtiges Projekt ansteht, aber nie genug Zeit dafür zur Verfügung steht, muss man vielleicht einmal zu anderen Dingen nein sagen.

Wichtig ist auch, sich bewusst freie Zeit zu gönnen, kleine und große Pausen. Es ist ungesund, ständig sieben Tage die Woche durchzuarbeiten oder im Urlaub auch noch zu arbeiten. Körper und Geist brauchen Erholungspausen zum Auftanken, um anschließend wieder voll durchstarten zu können.

Wenn Sie sich selbst gut kennen, können Sie vielleicht auch unangenehme Aufgaben so gestalten, dass sie mehr Spaß haben. Vielleicht mal an einem anderen Arbeitsplatz arbeiten, Musik nebenbei hören oder in Gesellschaft arbeiten? Seien Sie kreativ, soweit dies für die Aufgabe möglich ist. Z.B. können Sie mal versuchen, eine kreative Lösung während eines Spazierganges zu lösen, anstatt in starrer Haltung am PC. Oder beim Putzen der Wohnung laut Musik hören und ein wenige mit dem Staubsauger tanzen.

Nutzen Sie auch Ihre fünf Sinne. Wenn Sie angenehme Düfte mögen, “verschönern” Sie Ihren Arbeitsplatz vielleicht einmal mit einem angenehmen Duft. Für die Augen gestalten Sie Ihre Umgebung angenehm. Und wenn Sie Dinge gern mit Ihren Händen “begreifen”, drucken Sie vielleicht die Aufgabe einmal aus und benutzen Sie zwischendurch eine Pinnwand oder einfach auch mal wieder einen Bleistift anstatt der Tastatur.

Soziale Unterstützung nutzen

Niemand muss alles allein schaffen. Scheuen Sie sich nicht, sich helfen zu lassen. Dies kann im klassischen Sinne geschehen, dass Sie jemanden um Hilfe bei einer Aufgabe helfen, die Sie allein nicht bewältigen können. Aber auch durch gemeinsames Arbeiten an unangenehmen Aufgaben (Zuerst räumen wir Deinen Keller gemeinsam auf und dann meinen.) Oder vielleicht können Sie auch einmal Aufgaben tauschen? Es gibt vielleicht jemanden, der das gern tut, was Sie so hassen, und Sie können dafür etwas anderes übernehmen?

Auch diese Auflistung ist keinesfalls vollständig. Für mehr Ideen sei auf Bücher und Ratgeber zum Thema verwiesen. Auch kann es lohnend sein, mit anderen ins Gespräch zu kommen und mal nachzufragen, was diese für Lösungen für sich gefunden haben. Wenn Sie allein nicht weiter kommen, hilft Ihnen vielleicht eine professionelle Beratung weiter.

Sie können auch mich gern kontaktieren um zu schauen, ob ich weiterhelfen kann.

Einige Literatur, auf die ich mich beziehe, finden Sie auf dieser Seite.

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